Vom 17. Oktober bis 3. November 2024 war die Fotoausstellung "Auf der Flucht: Frauen und Migration" des Evangelischen Presseverbandes Bayern im Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen in Erbendorf zu sehen. Bilder von neun Fotografen dokumentieren das Leben von geflüchteten Frauen. Dabei schildern sie die Flucht, den Alltag in den Flüchtlingslagern und die schwierige Situation in der neuen Heimat.
Diese Fotoausstellung präsentierte die besten Arbeiten des internationalen Martin-Lagois-Fotowettbewerbs aus dem Jahr 2016. Ausgelobt wurde dieser Wettbewerb vom Evangelischen Presseverband.
Eine neue Sonderausstellung ist im Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen eröffnet worden. „Paulusbrunn: Früher & Heute“ heißt die Fotoausstellung, die an das verschwundene Dorf an der deutsch-tschechischen Grenze bei Bärnau erinnert. Die Ausstellung ist bis zum 11. Oktober 2024 im Museum zu sehen.
Dritter Bürgermeister Reinhold Kastner, Museumsleiter Jochen Neumann und natürlich Rainer Christoph, der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Paulusbrunn im Verein Via Carolina – Goldene Straße, freute sich über die interessierten Gäste bei der Eröffnung. Museumsleiter Jochen Neumann konnte unter anderem Kreisheimatpfleger Robert Schön und die Fotografen Elke Englmeier und Reinhold Bucher, willkommen heißen.
Anhand einer Präsentation erzählte Rainer Christoph die Geschichte des Dorfes, eine Streusiedlung mit Kirche, drei Schulhäusern, Wirtshäusern, Postamt und kleinen Geschäften. Christoph ging auf die darauf ein, dass die „Goldene Straße“, die Prag mit Nürnberg verband, hier verlief. Damals war allerdings von der Ortschaft noch nichts zu sehen. Denn erst nach dem 30-jährigen Krieg entstanden die ersten Häuser. Die Neubewohner kamen von jenseits der Grenze aus der heutigen Oberpfalz und aus Franken. Zehn Kilometern zog sich das Gemeindegebiet und die Pfarrei Paulusbrunn hin. Die Siedlungen waren Hermannsreith, Baderwinkel, Vorderpaulusbrunn mit Wittichsthal, den anliegenden Schanz- und Franzhäusern sowie im Süden Hinterpaulusbrunn, Goldbach oder Inseltal. Die Bevölkerung mit rund 1.500 Einwohnern war fast zu 100 Prozent deutschstämmig.
Nach 1945 lag Paulusbrunn im tschechischen Sperrgebiet 1945. Viele Einwohner flüchteten, der Rest wurde ausgewiesen. „Entsetzlich waren die menschlichen Schicksale, die sich hier abspielten. Infolge des zweiten Weltkriegs musste die damals hier lebende deutsche Bevölkerung ihre Heimat verlassen“, so Christoph. Nach 1945 wurden alle Orte, die man von Deutschland aus sehen konnte, dem Erdboden gleich gemacht. Häuser, Schulen und Kirchen waren danach verschwunden.
Rainer Christoph wies darauf hin, dass nach der Grenzöffnung viel passiert sei. Friedhöfe wurde neu angelegt, die berühmte Boettcher-Säule restauriert und auch zwischen den Menschen entstanden Partnerschaften und Schulprojekte.
Dritter Bürgermeister Reinhold Kastner nutze die Gelegenheit, dem Museumsteam um Museumsleiter Jochen Neumann für die Organisation dieser Ausstellung und aller bisher erfolgreich durchgeführten Ausstellungen zu danken. „Das zeigt das große und stete Engagement für die Kunst, Kultur und Geschichte in unserer Stadt und darüber hinaus“, so Kastner.
Einen Dank sprach er an dieser Stelle dem Verein Via Carolina – Goldene Straße e.V. dem Verantwortlichen Rainer Christoph aus, der es ermöglicht haben, dass diese Fotoausstellung auch in Erbendorf zu sehen ist. „Diese Fotoausstellung " ist ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur und bewahrt die Geschichte des Dorfes und seiner Menschen“, so dritter Bürgermeister Kastner abschließend.
Mit einem Festakt im Sitzungssaal des Rathauses der Stadt Erbendorf wurde das neue Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen in der ehemaligen Alten Schmiede in der Bräugasse seiner Bestimmung übergeben. Bürgermeister Johannes Reger konnte dazu zahlreiche Gäste begrüßen. Besonders freute er sich, dass die Initiatoren des Museumsprojekts, ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Erbendorf und der tschechischen Stadt Plesná, Bürgermeister a. D. Hans Donko und Plesnás Bürgermeister Petr Schaller mit dabei waren.
Willkommen hieß Bürgermeister Johannes Reger unter anderem den stellvertretenden Landrat Dr. Alfred Scheidler, Vertreter der Regierung und des Bezirks, der Stadt Erbendorf, den Leihgebern, Unterstützern und Zeitzeugen sowie dem Projektteam mit Dr. Josef Paukner, Dr. Kerstin Pöllath, Jochen Neumann und Erwin Hackel vom gleichnamigen Atelier, die in fünfjähriger Planungs- und Durchführungszeit das Museum entwickelten und fertigstellten.
„Ohne den Einsatz unseres damaligen Bürgermeisters Hans Donko würden wir heute nicht hier stehen“, sagte Bürgermeister Johannes Reger, der bei der Feierstunde im Rathaussaal viele lobende Worte für alle Beteiligten fand. Donko sei es gelungen, durch ein gleichzeitig verwirklichtes ähnliches Museum im rund 70 Kilometer entfernten Plesná in Tschechien eine gute Förderung zu erreichen. Bürgermeister a. D. Hans Donko ging in seinem Grußwort an den Projektanfang ein, bei dem den Beteiligten nicht „zum Lachen zumute war“. Denn ein erste gemeinsamer Förderantrag wurde abgelehnt. Erst ein erneuter abgespeckter Antrag konnte das erreichen, was heute geschaffen werden konnte.
„Dieses Museum zeigt, wie Deutsche und Tschechen miteinander gelebt haben und auch heute miteinander leben“, sagte Bürgermeister Petr Schaller. Die Erinnerungen der Menschen müssten bewahrt und an die junge Generation weitergegeben werden.
Dr. Josef Paukner, der das wissenschaftliche Konzept des Museums Flucht – Vertreibung – Ankommen entwickelte. So soll das Museum als Dokumentationszentrum an erzwungene Migration und gelungene Integration sammeln und bewahren. Damit leiste es seinen Beitrag für den Zusammenhalt in der Gesellschaft und für ein demokratisches Miteinander von Menschen verschiedener Herkunft.
„Man könnte meinen, dass wir jetzt fertig sind, aber die richtige Arbeit beginnt erst“, sagte Dr. Josef Paukner aus Regensburg. „Jetzt müssen wir dieses einzigartige Museum und die Menschen zusammenbringen.“
Im Anschluss an den Festakt im Rathaussaal, der übrigens von Heidi Banzer an der Zither begleitet wurde, ging es in das Museum. Dort erteilten Pfarrer Martin Besold und Pfarrer Manuel Sauer dem Gebäude und allen, die hier ein- und ausgehen, den kirchlichen Segen.
Für die Gäste standen beim Durchgang und der Besichtigung alle Räume offen. Die Gestaltung der Ausstellungsräume mit ihren Informationen und Exponaten zeigte beim Publikum eine mehr als positive Wirkung.
Ein Krimi rund ums Museumsthema
„Engel und der Fluch des Golem.“ So lautet der Titel des neuen Krimiromans von Raimund Mader. Im Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen begab sich der Autor mit den Besuchern bei seiner Lesung auf Spurensuche. Zwangsmigration und Integration sind die Themen des Museums Flucht – Vertreibung – Ankommen. Unter anderem wird die Flucht und Vertreibung nach dem zweiten Weltkrieg in der Dauerausstellung behandelt. „Ein Schnittpunkt, der sich mit dem Hintergrund des Romans deckt“, so Museumsleiter Jochen Neumann bei der Begrüßung. „Es geht um Vertreibung, viel Gewalt und Tod.“
Autor Raimund Mader nahm als Hintergrund des Krimis das Massaker an der deutschen Bevölkerung in Aussig an der Elbe 1945. „Denn am 31. Juli verübten tschechische Revolutionäre an der deutschen Bevölkerung ein Massaker.“ Grund für dieses Pogrom, dem nach Angaben von Historikern rund 200 Aussiger zu Tode kamen, nannte er die Explosion eines Munitionsdepots, angeblich von Werwölfen.
Mader führte aus, dass das alles vom tschechischen Innenministerium geplant war, um dem Ausland einen Grund für die Rechtfertigung der Vertreibung zu geben. „Man muss dazu sagen, dass das Massaker weniger von örtlichen Tschechen, sondern von Zuchthausentlaufenden verübt wurden.
Vor diesem Geschehen geht die Hauptfigur des Romans auf Spurensuche. Es ist Papa Engel, der seinem Sohn erzählt, auf welch grausame Weise sein damals zwölfjähriger Bruder und weitere Aussiger Bürgers ums Leben gekommen sind. „Ort der Schande“ und „Opfer des Mobs“ sind nur einige Zitate, die im Prolog fallen. Das Zitat „Suche nach dem Mann, den du töten willst“ ist für den inhaltlichen Verlauf des Kriminalromans bestimmend. Denn Engel verliert seinen Sohn durch einen Unfall. Und während er in psychiatrischer Behandlung ist, glaubt er die „Fratze von Dämonen“ zu erkennen. Dieser zwingt ihn zu einem Mordversuch.
Die mystische Sage um den Golem aus dem jüdischen Prag lässt der Autor genauso mit einfließen, wie die Geschichte einer schönen Nonne. Spannung und Neugier auf das weitere Geschehen in dem über 220 Seiten umfassenden Roman brachte er in seiner weiteren Themenauswahl hervorragend auf die Zuhörer rüber. Sie konnten sich gleichsam in den Protagonisten des Buches hineinversetzen. Nach der Lesung gab es noch viel Zeit, dem ehemaligen Gymnasiallehrer und Krimiautor Raimund Mader Fragen zu stellen.
Die Landsmannschaft der Schlesier, Kreisverband Neustadt/WN besuchten im Rahmen einer Ausflugsfahrt ins Stiftland das Museum Flucht - Vertreibung - Ankommen. Sehr begeistert zeigten sich die Teilnehmer nach der Führung durch Jochen Neumann. Für ihn hatten sie auch eine Überraschung im Gepäck. Monika Krug überreichte Dokumente des Kreisverbandes mit Fluchtberichten, ein Bunzlauer Kaffeegedeck sowie ein mit Blumen und Fähnchen geschmückter Holzstab. Neumann dankte den Schlesiern und sicherte zu, dass diese Exponate schon bald in der Dauerausstellung der Öffentlichkeit zugänglich sein werden.
„Aus dem Sudetenland in die Oberpfalz – Die Lederhandschuhfabrik Richter“. So heißt die neue Sonderausstellung im Museum Flucht-Vertreibung-Ankommen, die gemeinsam mit der Familie Richter eröffnet wurde. Museumsleiter Jochen Neumann konnte hierzu Richters Kinder Petra Daubenmerkl, Sieglinde Feuerabendt, Silvia Richter und Rudi Richter begrüßen.
Rudolf Richter sen., Heimatvertriebener aus Abertham im böhmischen Erzgebirge (Sudetenland), und seine Frau Anna fanden in Kemnath eine neue Heimat. Als Handschuhmachermeister begann er kurz nach dem Krieg in seiner Wohnung seinen Betrieb. 1952 erfolgte bereits der erste Fabrikbau. Die Lederhandschuhe aus dem Hause Richter fanden breiten Absatz. 1987 stellte die Firma Richter die Produktion ein.
Einen Namen machte sich Rudolf Richter sen., der 1983 verstarb, auch als Musiker. In Abertham gründete er eine 40-Mann starke Blaskapelle. Unter anderem stammt aus seiner Feder der „Kemnather Marsch“.
16.11.2023
Neue Sonderausstellung eröffnet
Die Sonderausstellung „Der Weg ins Ungewisse – Vertreibung aus und nach Schlesien 1945 – 1947“ im Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen wurde in Zusammenarbeit mit dem Haus Schlesien in Königswinter ermöglicht. Konzipiert wurde sie vom Museum Haus Schlesien in Kooperation mit dem Muzeum Archeologiczno-Historyczne in Glogau und dem Museum Neisse.
Ursprünglich war die Ausstellung von Mitte März 2024 bis zum 30. Juni vorgesehen. Wegen des großen Interesses wurde die Sonderausstellung bis zum 14. Juli 2024 verlängert.
Ein Dank gilt dem Haus Schlesien mit Frau Silke Findeisen für die gute Zusammenarbeit.
Museum Flucht - Vertreibung - Ankommen
Bräugasse 18
92681 Erbendorf
Telefon: (09682) 9210-34
Telefax: (09682) 9210-92
E-Mail: museum@erbendorf.de
ÖFFNUNGSZEITEN:
Mittwoch 14.00 - 18.00 Uhr
Donnerstag 14.00 - 18.00 Uhr
Freitag 14.00 - 18.00 Uhr
Samstag 14.00 - 18.00 Uhr
Sonntag 14.00 - 18.00 Uhr
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